Tierschutz vs. Behindertenschutz

Ich hoffe das diesen Eintrag auch Menschen lesen, für die dieser bestimmt ist, denn die Freunde in meiner Freundesliste und in meinem Umfeld stehen hinter mir und ich danke ihnen dafür von ganzen Herzen.

Gerade bekam ich einen Anruf, von jemanden der sich wirklich sehr für mich, die Betroffenen und die Aufklärung über ALS einsetzt. Dieser Mensch ist wirklich frustriert. Es fehlen Unterstützer und Menschen die sein Engagement verstehen. Ich kenne selbst solche Momente, in denen man das Gefühl hat man rennt gegen eine Wand und auch ich bin dann frustriert. Es macht mich traurig, das manche Menschen so intolerant und inflexibel sind. So wenig neben sich und ihren Überzeugungen zu lassen. Mit voller Härte kritisieren und nichts von den Beweggründen der anderen wissen wollen. Gerade für solche Menschen, die sich für mich und andere Betroffene einsetzen, tut es mir leid, denn diese Menschen könnten ein ganz normales Leben führen, jenseits jeder Krankheit und jenseits jeder Sorge.

Ich frage mich manchmal warum eigentlich so viel für Tierschutz getan wird (nicht das ich es unberechtigt finde oder schlecht), aber sollten wir nicht auch Mitleid und Respekt für unsere MitMENSCHEN empfinden? Sollten wir nicht damit beginnen und dann erwarten das die Menschen keine Tiere mehr quälen? Wie wollen wir eine Welt schaffen in dem es darum geht jede Kreatur zu achten, wenn wir es nicht mal mit den Menschen schaffen?

Ich sehe Abends wirklich gerne und viel Fernsehen, gerne Talksendungen…. warum setzen sich so viele Prominente für den Tierschutz ein und so gut wie keiner für Behinderte Menschen oder alte Menschen? Natürlich zählt das Argument das Tiere Wehrlos, Hilflos und uns ausgeliefert sind, aber sind das behinderte und alte Menschen nicht auch? Ich fühle mich so oft hilflos und wehrlos und ausgeliefert.

Wie viele Spenden bekommen Tierschutzvereine jedes Jahr? Wie viele Spenden zum Beispiel ein Verein der sich für eine Behindertengerechte Umgebung einsetzt? Prominente gehen in Tierheime, lassen sich dabei filmen und weinen bitterliche Tränen, die auch ich vergiesse wenn ich so geschundene Tiere sehe. Aber war mal jemand in einem Altenheim, in dem die Bewohner wund gelegen sind, in ihrem Kot liegen… ?  Wo sind diese Berichte? Wo sind die vielen Menschen, die sich dafür einsetzen?

Ich habe in meiner Freundesliste, viele Menschen die sich für den Tierschutz einsetzen und das finde ich auch gut so. Ganz bestimmt.

An manchen Tagen sehe ich ich meinen Neuigkeiten überwiegend gequälte, ausgesetzte und vernachlässigte Tiere… obwohl ich das Leid der Tiere und das Engagement verstehe, frage ich mich manchmal, warum ich nirgends das Engagement der Behindertenschützer sehe und die Antwort ist erschreckend einfach: Es gibt einfach viel mehr die sich für Tierschutz einsetzen als für den Menschenschutz!

Und die, die es dann tun werden gemobbt, kritisiert und im schlimmsten fall sogar beschimpft.

Bitte versteht diesen Eintrag nicht falsch. Ich möchte niemanden in meiner Freundesliste oder in meinem realen Leben missen. Ich bin noch nie mit irgendeinen Tierschützer aneinander geraten, ich respektiere ihre Kraft und ihre Energie die sie da hinein stecken. Ich selber sammle Hundefutter und bringe es mit meinen Kindern zu den Obdachlosen damit ihre Hunde etwas feines bekommen. Bringe aber auch dem Herrchen Brot und Obst mit.

Es ist nur ein genereller Gedanke wie viel in manchen Bereichen getan wird und in anderen eben nicht. Ihr selber müsst entscheiden für was und ob ihr  euch für etwas einsetzen wollt.

Ich kann nur an die Menschen appellieren die sich gestört fühlen: Habt etwas mehr Gelassenheit und seid tolerant gegenüber den Menschen die sich für etwas mit Überzeugung, ihrer Kraft und ihrer Freizeit einsetzen, denn diese Menschen geben Menschen wie mir die Kraft andere Rückschläge zu verkraften, weil wir wissen wir kämpfen nicht alleine.

Ich hoffe das diesen Eintrag auch Menschen lesen, für die dieser bestimmt ist, denn die Freunde in meiner Freundesliste und in meinem Umfeld stehen hinter mir und ich danke ihnen dafür von ganzen Herzen.

xxx sabine

4 Responses to Tierschutz vs. Behindertenschutz

  1. Alexandra

    Hallo Sabine
    Man,Du sprichst mir echt aus dem Herzen!!!!!!!!Leider habe ich auch schon solche Exemplare kennen gelernt.Besonders in Erinnerung ist mir eine junge Frau die regelrecht besessen vom Tierschutz war.Sie setzte sogar den Schutz von Tieren über den von Menschen.Also ich könnte echt einen ganzen Roman über sie schreiben.Aber was würde das nützen????Mich hat das damals einfach nur total erschreckt und traurig gemacht.Mit solchen Menschen kann ich einfach nicht umgehen.Ich selber bin auch Tierfreund,habe zu Hause einen kleinen Zoo und dabei sind auch Tiere aus schlechter Haltung.Aber trotzdem vergesse ich meine Mitmenschen nicht.Vielleicht ist ein falsches Bild in der Geselschaft auch schuld darann.Mein Sohn ist Autist und hat auch körperliche Beeinträchtigungen.Wenn ich dann mal erzähle wie ich für bestimmte Sachen (Schule,Therapien usw.) auch kämpfen mußte bekam ich oft die Antwort:Ich solle mich nicht beschweren der Staat mache doch wahrlich genug für Behinderte,die bekommen doch alle Zuschüsse.So was macht doch sprachlos…….oder.
    Tierschutz ist wichtig,was wäre die Welt ohne Tiere,aber was wäre die Welt ohne “besondere”(Behinderte ,Alte) Menschen ??????

  2. du hast es genau auf den punkt gebracht meine liebe Sabine.
    auch ich fühle mich mitschuldig und habe deswegen jetzt schamhafte tränen in den augen.
    als es mir noch gut ging und keine pflege brauchte habe auch nicht an behinderte und alte menschen gedacht aber schon einiges an tierschutzvereine gespendet.
    nicht die spenden waren falsch sondern mein beschränktes denken.
    verzeiht mir…….

  3. Heike Moldenhauer

    Hallo Sabine,

    Ich finde den Tierschutzb auch an manchen Stellen etwas übertrieben, vor allem wenn die gleichen Leute, die ihn propagieren, doch auch am nächsten Tag nur schauen, wo sie das nächste Schnitzel preiswert bekommen. Oder keinen Hund aus dem Tierheim nehmen, weil der keinen Stammbaum hat, usw…

    Mitleid für behinderte Mitmenschen ist fehl am Platz, aber vielleicht meinst du eigentlich eher Empathie.

    Das Problem könnte darin bestehen, dass ich ja selbst alt werde und vielleicht noch pflegebedürftig. Behindert bin ich auch, wenn auch “nur” psychisch. Was ich sagen will: wer setzt sich schon mit seiner evtl. Zukunft auseinander? Wer hat in jungen Jahren einen Organspendeasuweis oder hat alles für den Fall einer Betreuung geregelt?

    Die Leute, die sich durch deine Anwesenheit gestört fühlen können: übersehe sie einfach oder spreche sie an. Diesbezüglich habe ich gute Erfahrungen gemacht.

    Ich habe in einer Behindertenwerkstatt mit Behinderten gearbeitet, die unterschiedlich behindert waren, aber die nie Mitleid gewollt hätten.

    Ich persönlich möchte nicht beschützt werden. Jedenfalls nicht von denen, die nicht selbst betroffen sind.

    Liebe Grüße
    Heike

  4. Sweety, danke, dass du uns wieder einmal mehr an deinen Gedanken teilhaben lässt. Tierschutz ist wichtig und gut. Ja warum wird alten, gebrechlichen, gehandicapten Menschen keine Lobby gegeben, warum wird sich nicht für sie eingesetzt? Es ist unspektakulär, man kann da weniger Mitleid erregen, der Geldbeutel ist nicht so offen wie bei Tieren….Ich denke, es ist ein generelles Problem in der Gesellschaft, um erfolgreich zu sein, muss man jung und schön sein, alt, krank oder gar behindert passen nicht in das Weltbild …so wird es uns doch Tag für Tag seit vielen Jahren suggeriert durch die Medien. Du weißt, dass ich in der früheren DDR groß geworden bin, da war es, in meiner Erinnerung ist es so gespeichert, dass man behinderte Kinder in großen Einrichtungen unterbrachte, sofern sie beschulbar waren…hab selbst in einer solchen Einrichtung gearbeitet, ja und wer keine starke Verwandtschaft hatte oder aber nicht förderungsfähig war, kam später als junger Erwachsener in ein Altenheim….weg gesperrt…die Öffentlichkeit sollte eben nicht spüren, dass es auch in der DDR behinderte Menschen gab. Es gibt ein Buch, geschrieben in der „hohen“ Zeit der DDR, in dem eine Mutter über ihr Leben mit einem geistig behinderten Kind schreibt und auch die gesellschaftlichen Missstände anprangert…sie brach damals ein Tabuthema!! Ich schweife grad ab… Sabine, mit einem kleinen geschundenen Hund im Arm, den man rettet, dem man hilft, erreicht man die Herzen der Menschen, man kann sich schmücken mit seiner Tat- bei Hilfe für unsere schwachen Mitmenschen ist es schlichtweg so, dass man daran erinnert wird, selbst mal bedürftig sein zu können und wer will das denn? Jeder denkt, hofft immer jung, voller Kraft und schön zu sein, jeder verdrängt den Gedanken , dass es plötzlich oder auch allmählich anders sein könnte. Ja und letztlich neigen wir alle zur Verallgemeinerung….. ein „schwarzes“ Schaf in der Pflege heißt gleich ALLE Pflegenden sind unfähig , schlecht , lassen verwahrlosen. Dennoch gehöre ich zu den unverbesserlichen Optimisten, die fest daran glauben, dass auch Step by Step etwas geändert werden kann. Es bedarf nicht immer irgendwelcher Reformen, ich denke es liegt sehr viel daran, was und wie wir unseren Kindern etwas vorleben. Vielleicht ist es bei vielen Menschen aber auch so, dass sie , durch Erfahrungen vorsichtig geworden, sich lieber dem Tier widmen, weil Tiere enttäuschen nicht……Ich umarme dich

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