Während fast alle um mich herum neue, gute Vorsätze fassen und hochmotiviert ins neue Jahr starten, merke ich so sehr mehr dass ich mich zwar über ein weiteres Jahr freue, aber die gelebte Realität schon sehr abweicht von der der anderen Menschen… der gesunden Menschen.
Klar kann man sich gute Vorsätze für das neue Jahr vornehmen. Und wenn es nicht klappt? So what? es kommt ja wieder Silvester.
Ich hingegen würde gerne mitmachen bei diesem Gute-Vorsatz-Trubel und teilweise selbstbelügen und vormachen der eigenen Disziplin, weil es so unsagbar viele Ausreden gibt seine Vorsätze mal wieder nicht erreicht oder eingehalten zu haben. Doch, vielleicht habe ich nicht mehr die Zeit dazu… auf jeden Fall höchstwahrscheinlich gar nicht mehr die Kraft und die Autonomität !
Ich habe von so vielen großartigen Vorsätzen gelesen und gehört und ich fühle mich schlecht und unzulänglich weil ich eben gar keine habe. Gut, tief in mir verstecken sich welche und flüstern mir zu “Schreib mehr”, “bewege mehr” , “nutze deine Zeit besser” und ich hasse es so viel in Frage zu stellen. Ist es okay , wenn ich meine Zeit damit “verschwende”? oder gibt es sinnvolleres? Meine Waage wiegt eindeutig anders, sie ist im ständigen Ungleichgewicht, obwohl man doch meinen sollte dass gerade meine immer in Waage steht und, egal welche Lebenssituation gerade kommt, sie sich sofort wieder einpendelt. Sollte man nicht meinen dass ich mit jedem Jahr die Weisheit mehr mit Löffeln fresse, bei dieser ausweglosen, dem Tod in die Augen blickenden Schicksal? Nein, denn so ist es leider nicht!
Hört ihr nur auf zu rauchen, nehmt 10 Kilo ab und macht Karriere in diesem neuen Jahr, aber vergesst dabei nicht, vor lauter Karriere und Termindruck vielleicht ein mal euren Nachbarn zu grüßen, versucht trotz ständigem Hunger und Schmachter nicht eure Mitmenschen an zu raunen … wären das nicht alleine schön wunderbare Vorsätze?
Ja, ich bin zickig, und wütend… nicht auf euch, nicht auf das Schicksal oder das Leben… auf was weiß ich gar nicht genau! Ich bin einfach traurig dass ich ein weiteres mal erkenne wie weit ich mich von der Realität entfernt habe, die vielleicht ja auch gar keine Realität ist. Dass ich eben nicht die Weisheit und den inneren Frieden mit Löffeln in mich rein schaufel und dass meine kleine Welt gerade an Neujahr offen legt wie sehr Nichts mehr so ist wie es mal war, wie wenig ich noch in diese Welt passe. Zwischen Magermodell, Kantsteinen, nicht funktionierenden Fahrstühlen, Stufen und dieser abgekühlten Welt, versuche ich im Rollstuhl, dennoch an mein Ziel zu gelangen und dieses Ziel ist so simpel und einfältig zugleich, nämlich nur etwas glücklich sein! Klar, im Großem und Ganzem wäre ich gerne taffer, ich wäre gerne Disziplinierter und konsequenter, ich wäre gerne erfolgreicher und klarer, auf jeden Fall wäre ich gerne Geduldiger und wenn wir schon dabei sind: ich wäre gerne reicher und gleichgültiger und ja, manchmal wäre ich gerne etwas egoistischer. Außerdem wäre ich sehr sehr gerne gesünder, beweglicher und wieder geduldiger.
Ich müsste dringend meine Gedanken ordnen, aber ich kann sie einfach nicht fassen und selbst wenn, kann ich sie einfach nicht in eine Kategorie einordnen, sie sind so verschlungen, so vieldeutig, so… so Kuddelmuddel.
Diese Leben in Floskeln, mit Ritualen der Gesellschaft und mit diesen seltsamen Werten, die die Menschen haben macht mich wahnsinnig. Ich kann aber auch nicht aussteigen weil ich Kinder habe und weil ich viel zu sehr davon geprägt bin um alles über Bord zu werfen. Und so bestaune ich einfach die hektische Welt um mich herum und denk mir: So what! Ob nun ein neues Jahr, ein neuer Tag oder eine neue Stunde, gut ist doch zu wissen, dass das Leben einfach immer weiter geht… bis es dann tatsächlich endet!